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Deutsche Beamte - überbezahlt in der Krise?

Reicher Beamter • 1. Dezember 2022

Jetzt in der Krisenzeit beginnt wieder einmal das Gejammere darüber, dass Beamte zu gut versorgt seien. Ich war selbst einmal Beamter und kann sagen: Dies ist Unsinn. Das Jäckchen ist eng, aber warm, wie der Beamte dann gerne zitiert. Er muss in schlechten Zeiten keine schlaflosen Nächte verbringen. Dafür wird er in guten Zeiten nicht reich. Beamte erreichen vielleicht einen gewissen Lebensstandard, reich werden sie nie.


Zunächst einmal erhalten Beamte ein recht geringes Grundgehalt. Dies beginnt für Bundesbeamte bei Besoldungsstufe A3 (Bundesbeamte, Tabelle ab 14.2022 gültig) bei EUR 2.370 und geht hoch für den Beamen Stufe A 16 zu EUR 6.368 im Monat. Für Führungspositionen ist es noch etwas mehr, derzeit maximal EUR 15.078 für B11, d.h. für einen Minister. Dies bedeutet für den Regierungsdirektor A16 ein Jahresgehalt von EUR 76.416. Bei Erfahrungsstufe 8, d.h. gewöhnlich nach mehr als 20 Jahren wächst das Gehalt auf EUR 8.078 je Monat, also auf ein Jahresgehalt von EUR 105.015. A-16-Beamte haben studiert, oft promoviert, gewöhnlich haben sie große Führungsverantwortung mit vielen Mitarbeitern und sie arbeiten jahrzehntelang für den Staat. Und A16 sind die bestbezahlten Beamten in der normalen Hierarchie, außer den wenigen B-Beamten mit Führungsverwantwortung, da kommen nur ganz wenige hin.


Nichts gegen EUR 105.000 Jahresgehalt. Allerdings verdienen dies viele Ingenieure bereits als Einstiegsgehalt, auch andere Berufe wie Steuerberater, Ärzte oder Juristen können dieses Gehalt recht schnell schaffen. Nicht jeder natürlich, aber es wird auch nicht jeder Beamter A16.


Beamte erhalten gewöhnlich keinen Bonus für ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Während Unternehmen wie Porsche oder Siemens ihre Mitarbeiter an guten Jahren durch Bonusausschüttungen teilhaben lassen, teilt der Staat nicht. 


Dafür erhalten Beamte einen Zuschuss zur privaten Krankenversicherung, die Beihilfe, und sie bekommen meist eine bessere Pension als Angestellte Rente beziehen. Dies ärgert viele. Insbesondere ärgert es Leute, die selbst niemals Beamte werden würden, was etwas seltsam ist, wenn es doch angeblich so toll bezahlt wäre.


Beihilfe und Beamtenpension haben einen Wert. Ich habe leider keine Statistiken gefunden, wie viel diese wert sind, natürlich hängt dies auch sehr stark von den Umständen ab, beispielsweise der Anzahl der Kinder. Ich würde einmal ganz grob schätzen, dass diese Beamtenvorteile durchschnittlich ca. EUR 1.500 im Monat wert sind. Würde man also den Beamten die Vorteile streichen und dafür EUR 1.500 mehr im Monat zahlen, dann könnte der Beamte davon eine medizinische Zusatzversicherung sowie eine zusätzliche Altersvorsorge abschließen und den gleichen Effekt erzielen.


Tja, und rechnet man einmal die Besoldung des A 16 Beamten mit EUR 8.078 im Monat, plus EUR 1.500 brutto, dann sind wir bei einer monatlichen Besoldung von EUR 9.578. Nicht schlecht, aber ein leitendender Angestellter bei der Deutschen Telekom, BASF oder BMW verdient mehr. Sehr viel mehr! Und bekommt gewöhnlich auch noch eine betriebliche Altersvorsorge, die oft dafür sorgt, dass die Angestelltenrente dann gar nicht schlechter als die Beamtenpension ist.


Unglaublich naiv der Vorschlag der Bertelsmann-Stiftung in einer Studie zur Beamtenbesoldung, man könne Geld sparen, indem man Beamten statt Beamtenpension normale Rente zahlt. Das ist zwar richtig. Man kann aber auch Geld sparen, indem man den Beamten einfach das Gehalt kürzt. Genauso könnte ein Industrieunternehmen Geld sparen, indem es seinen Mitarbeitern einfach 20% weniger zahlt. Dass die Pension aber ein Teil des Gesamtpaketes ist, und Gehaltskürzungen so mir-nichts-dir-nichts nicht zulässig sind, erkennen die Verfasser der Studie wohl nicht – Note 6 setzen.


Also, entgegen der ganzen Polemik. Beamte verdienen „nur mittel“. Daran ändert sich auch nichts, wenn sie in schlechten Zeiten einen Inflationsausgleich erhalten, dafür in guten Zeiten keinen Bonus. Beamte werden finanziell nie komplett abstürzen, dafür werden sie auch niemals wirklich reich werden.


Eine andere Frage: Ist der deutsche Beamte denn dieses mittelmäßige Gehalt wert? Verdient ein Abteilungsleiter zwar nicht viel, leistet aber auch nicht viel? Die Antwort ist subjektiv, aber meiner Erfahrung nach, arbeiten deutsche Beamte ziemlich viel und ziemlich gut. Die Anzahl der Drückeberger, die stark zum schlechten Ruf des Beamten beiträgt, dürfte unter 5% liegen. Und vergleichen Sie mal bei allem Ärger die deutsche Bürokratie mit der in anderen Ländern, da ist der deutsche Beamte meilenweit vorne.


Ich glaube, dass der deutsche Staat nicht sonderlich gut darin ist, Gelder sinnvoll auszugeben. Viel zu viel Geld wird nach dem Gießkannenprinzip  verteilt , und viel zu wenig wird sinnvoll investiert. Richtig, es gibt viele Probleme wenn der Staat Geld ausgibt – das Gehalt für Beamte gehört nicht dazu.


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