Den Spitzensteuersatz von 42 Prozent, der 2020 ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 57.052 Euro für Singles beziehungsweise 114.104 Euro für Verheiratete erhoben wurde, zahlten ca. 7,5 Millionen Frauen und Männer (Stuttgarter Nachrichten, 2020).
Reichensteuer von 45% zahlen Singles ab 270.501 EUR jährlich, Ehepaare ab 541.002 Euro. Die Reichensteuer zahlen laut Handelsblatt 163.000 Steuerzahler oder 0,2% der Bevölkerung (Handelsblatt, 2020)
EUR 57.052 entspricht bei 12 Gehältern im Jahr einem Bruttomonatsgehalt von etwas EUR 4.750.
Nach einer Studie der OECD aus dem Jahr 2020 ist Deutschland bei Steuern und Sozialabgaben Spitzenreiter vor Belgien, Litauen und Dänemark, d.h. in keinem der 36 Mitgliedsländern ist die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben höher. Die durchschnittliche Belastung in Deutschland lag im Jahr 2019 bei 39,3 %, im OECD Durchschnitt waren es dagegen nur 25,9 %. Einige Länder liegen sogar unter 20%, nämlich Neuseeland, Israel, Schweiz, Estland, Korea, Mexiko und Chile. In keinem Industrieland wird Arbeit so stark mit Steuern und Sozialbeiträgen belastet wie in Deutschland. Dafür sei Deutschland allerdings bei der Besteuerung von Kapitaleinkommen und Vermögen günstiger als andere Länder (Welt, 2020).
Nach einer neueren Studie der OECD im Folgejahr 2021 sieht es nicht besser aus. Ein Single in Deutschland zahlt durchschnittlich 38,9% seines Gehaltes für Steuern und Sozialabgaben - das ist der höchste Betrag unter allen OECD Ländern (OECD-Durchschnitt 24,9%). Sind beide Eltern einer Familie beruflich tätig, wird das gemeinsame Einkommen mit 41,5% belastet - (OECD Durchschnitt 28,9%. Nur Belgien ist schlimmer.), etwas besser sieht es, dank des viel geschmähten Ehegattensplittings, nur bei Einverdienerfamilien aus (32,9%) (Handelsblatt, 2021). Grund für die Spitzenbelastung der deutschen Haushalte sei weniger die Einkommenssteuer als die Sozialbeiträge (Welt, 2021).
Im Rahmen von Erbschaft und vorweggenommener Erbschaftsfolgen können Eltern alle 10 Jahre Freibeträge in Höhe von EUR 400.000 je Elternteil in Anspruch nehmen. So können auch größere Vermögen gesplittet über viele Jahre steuerfrei übertragen werden. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung werden jährlich in Deutschland mehr als EUR 130 Milliarden vererbt. Dabei betrugen die Erbschafen im Schnitt rund EUR 85.000 (Schenkungen EUR 89.000), der Medianwert, der nicht durch besonders hohe Erbschaften verzerrt werde, liege bei EUR 32.000 (Schenkungen EUR 36.000). Vererbt würden vor allem Geld und Immobilien, Betriebsvermögen fielen kaum ins Gewicht (warum wohl?). Fast die Hälfte der Erbschaften und Schenkungen gingen an die reichsten 10%, die ärmere Hälfte der Bevölkerung erhalte 7% (FAZ, 2021).
Allgemein wird bemängelt, dass geringe Einkommen in Deutschland vergleichsweise viel zu hoch besteuert werden. Allerdings kann man auch nicht behaupten, dass hohe Einkommen deshalb besonders gut stehen - 42% bzw. 45 plus Solidaritätszuschlag, der ja für obere Einkommensgruppen nicht abgeschafft wurde, ist kein Pappenstiel!
Eine interessante Idee: Wie wäre es denn, die Erbschaftssteuer auf 90% zu setzen und dafür die Einkommenssteuer komplett abzuschaffen? Belohnung der Fleißigen anstatt Bewahrung alter Familienvermögen? Oder würde dies zu absoluten Konsumentenverhalten führen (Alte geben lieber alles aus als es dem Staat zu überlassen) und exzessiven Steuersparmodellen führen?
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